Agrarmeteorologie - Historie

(Quelle: DWD)

"In Mitteleuropa begann der Mensch vor etwa 5000 Jahren sein Jäger- und Sammlerdasein aufzugeben, sich als Bauer und Viehzüchter nieder zu lassen und zur produzierenden Wirtschaftsweise überzugehen.
Er begnügte sich nicht mehr mit den Wildformen der Pflanzen, sondern wandelte diese durch Selektion, allmähliche Züchtungserfolge und zielgerichteten Anbau zu immer leistungsfähigeren Kulturpflanzen. Allerdings waren die Ertragserfolge dem direkten Einfluss des Wetters unterworfen, so dass bereits die frühen Bauernkulturen nach Hinweisen und Regeln suchten, um aus Naturbeobachtungen auf den weiteren Wetterablauf, die Wachstumsbedingungen und die Ernte zu schließen. Das von Generation zu Generation weitergegebene, zunächst noch sehr spekulative Wissen fand während des Mittelalters seinen Ausdruck in der Formulierung von Bauernregeln.

Das 18. Jahrhundert war durch eine deutlich zunehmende Wissenschaftsbezogenheit gekennzeichnet. Im Jahr 1777 erschien die deutsche Ausgabe des Lehrbuches 'Witterungslehre für die Landwirtschaft' von G. Toaldo, eines Professors in Padua. Ein erstes agrarmeteorologisches Messnetz wurde 1827 in Böhmen errichtet, während in den Jahren 1862 - 1864 ein erster telegraphischer Wetterwarndienst für die Landwirtschaft in Mecklenburg erprobt wurde. Im Jahr 1878 forderte der Deutsche Landwirtschaftsrat von der Deutschen Seewarte, dem Wetterdienst des damaligen Deutschen Reiches, der Landwirtschaft eintägige Prognosen der Nachtfrostgefahr, der Niederschlagsart und -menge sowie des Windes zur Verfügung zu stellen.

Im Jahr 1880 fand in Wien die erste internationale Konferenz für land- und forstwirtschaftliche Meteorologie mit dem Ziel statt, zur Hebung der land- und forstwissenschaftlichen Meteorologie folgende Gegenstände näher zu sondieren:
- Einfluss der meteorologischen Elemente auf die Pflanzenwelt,
- Rückwirkung der Pflanzenwelt auf meteorologische Elemente,
- landwirtschaftliche Wetterwarnungen.
Diese Zielsetzungen markieren den Einstieg in die moderne Agrarmeteorologie, die sich allerdings erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfolgreich etablieren konnte."